Empfehlungen für eine gendersensible Kommunikation

  1. Nutzen Sie genderneutrale Sprache!  Versuchen Sie geschlechtsneutrale Oberbegriffe und Formulierungen zu wählen. Sprechen Sie z. B. von Beschäftigten statt von den Mitarbeitern und den Mitarbeiterinnen, von Führungskräften statt von Abteilungsleitern und -leiterinnen, von Studierenden statt Studenten und Studentinnen, vom medizinischen Personal statt von Krankenschwestern und Krankenpflegern (auch Pflegekräfte) sowie Ärzten und Ärztinnen, vom Grundkurs statt vom Anfängerkurs und von der Zigarettenpause statt von der Raucherpause. Verwenden Sie auch geschlechtsneutrale Pronomen wie “jemand” oder “alle”. Mit genderneutraler Sprache inkludieren Sie Frauen und Männer gleichermaßen und lassen auch Personen, die sich dem dritten Geschlecht zugehörig fühlen, nicht außer Acht.
  2. Nutzen Sie Relativsätze!  Umgehen Sie Formulierungsschwierigkeiten, indem Sie bspw. mit Relativsätzen arbeiten. Anstatt zu sagen “Alle Fahrradfahrer müssen einen Helm tragen”, können Sie als bessere Alternative Formulierungen wie bspw. “Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte besser einen Helm aufsetzen” verwenden.
  3. Nutzen Sie Passivsätze!  Besser als “Der Antragsteller muss das Formular ausfüllen.” eignet sich die Formulierung “Das Formular ist auszufüllen.” Mit Hilfe von Passivsätzen gelingt es Ihnen ebenfalls, auf eine elegante Art und Weise alle anzusprechen.
  4. Arbeiten Sie mit Partizipien!  Anstatt mit Nomen zu arbeiten, verwenden Sie lieber Partizipien. Anstelle von “Herausgeber” eignet sich z. B. die Formulierung “herausgegeben von”, statt “Organisator” bspw. “organisiert von”. Auch diese Strategie hilft ganz natürlich, niemanden zu diskriminieren.
  5. Vermeiden Sie Personalisierungen!  Fokussieren Sie auf Tätigkeiten anstelle von Personen. Somit werden Gender-Stars, Doppelnennungen etc. überflüssig. Statt “Wenn es sehr viele Bewerber für die freien Stellen gibt, …” könnte man folglich geschickter die Formulierung “Wenn es sehr viele Bewerbungen für die freien Stellen gibt …” verwenden.
  6. Nehmen Sie Abstand vom Singular!  Genderneutrale Formulierungen im Singular zu formulieren, ist eine große Herausforderung, da dies grammatikalische Schwierigkeiten mit sich bringt. Um Formulierungen nicht zu verkomplizieren, empfiehlt es sich, wenn es geht, den Plural zu verwenden. Die Verwendung eines Nomens im Singular bietet die Herausforderung, dass man auch den Artikel anpassen muss bzw. beide Artikel verwenden müsste (der/die Handwerker*in) – im Plural kann man einfach das “die” als Artikel verwenden (die Handwerker*innen).
  7. Sprechen Sie alle Geschlechter an!  Vergessen Sie nicht, alle Geschlechter anzusprechen. Verwenden Sie deshalb für Personenbezeichnungen im Plural den Gender-Star (*) oder den Doppelpunkt (:), um auch Personen zu inkludieren, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen. Verwenden Sie nicht nur “Sehr geehrter/Sehr geehrte”, sondern sprechen Sie auch bei der persönlichen oder schriftlichen Ansprache alle Geschlechter an. Im Rahmen der Gender-Debatte kristallisiert sich zur Anrede verschiedener Ansprechpartner zunehmend die Formulierung „Sehr geehrte Persönlichkeiten“ heraus. Diese Formulierung ist eine Empfehlung eines Dozenten, der mit dem Deutschen Institut für Normung zusammenarbeitet. Er hat diese Empfehlung wiederum von einem Verein, der sich für die Gender-Thematik stark macht. Die Empfehlung gilt allerdings nur dort, wo man vermuten kann, dass Personen aller Geschlechter anzutreffen sind (entsprechende Vereine beispielsweise). Auch für generelle Ansprachen im Emailverkehr gibt es gendersensitive Empfehlungen: Wählen Sie die Formulierungen “Sehr geehrtes/Liebes Team, Publikum, Kollegium, …” oder auch “Sehr geehrte/Liebe Interessierte, Mitmenschen, Beschäftigte”. Als neutrale Formulierung in einer Abwesenheitsnotiz können Sie auch “Sehr geehrte Schreibende” verwenden.
  8. Werden Sie kreativ, aber bleiben Sie dabei bodenständig!  Halten Sie sich bitte nicht allzu verbissen an die Regeln zum Gendern. Versuchen Sie die Person(en), die Sie charakterisieren möchten, möglichst genau zu beschreiben. Seien Sie dabei kreativ, aber achten Sie dennoch darauf, dass sich “Ihre Zunge nicht verknotet”, also dass Sie trotz alledem verständlich kommunizieren. Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Text verstanden wird, lesen Sie den Text noch einmal durch, gerne auch laut, und überprüfen Sie für sich selbst, ob das gut und verständlich klingt. Gegebenenfalls können Sie auch um Hilfe bitten.
  9. Reden hilft!  Wenn Sie sich unsicher sind, wie Ihr Gegenüber gerne angesprochen werden möchte, suchen Sie das Gespräch zu ihm. Auch das allein zeigt Wertschätzung und Interesse an Ihrem Gegenüber sowie die Bereitschaft, sich mit dem anderen und dessen Identität auseinanderzusetzen. Sind Sie doch einmal unsicher und es bietet sich keine Möglichkeit, das Thema Ansprache im Vorhinein abzuklären, so können Sie die elegante und genderneutrale Ansprache “Guten Tag Vorname Nachname” (z. B. “Guten Tag Alex Meyer”) wählen.
  10. Üben, üben, üben!  Zu gendern und eine wertschätzende Sprache zu leben, die allen Geschlechtern gerecht wird, will geübt sein. Sicherlich gelingt Ihnen, auch wenn Sie sich engagiert darum bemühen, die zuvor genannten Empfehlungen umzusetzen, das Gendern nicht immer. Das ist in Ordnung – schließlich brauchen neue Lernerfahrungen immer etwas Übung, um flüssig zu funktionieren. Es gilt: Übung macht den Meister… bzw. besser: Übung verhilft Ihnen zu mehr Erfolgserlebnissen und Sie werden zunehmend mehr gute Formulierungen finden!

Zeitnah wird noch ein umfassenderes Dokument mit weiterführenden Überlegungen veröffentlicht. In diesem Zusammenhang bedanke ich mich für die großartige Unterstützung von Monika Schmied und Laura Piana, die maßgeblich dazu beigetragen haben, die vorstehenden Punkte zusammenzutragen!

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