Abgesehen von den speziellen Knigge-Arten wie Business-Knigge, Tischmanieren, Email-Knigge etc., die nur in bestimmten Lebensbereichen Anwendung finden, gibt es auch einige allgemeine Etikette-Regeln, die in fast jeder erdenklichen Situation angewendet werden können. Dabei handelt es sich um alltagstaugliche Umgangsformen, die auch im Privatleben eine wichtige Rolle spielen. Wendet man diese Regeln an, wird man von seinen Mitmenschen als höflich und gewandt empfunden.

Pünktlichkeit

Besonders in Deutschland wird Pünktlichkeit als eine extrem wichtige Tugend angesehen. Schon kleine Verspätungen von wenigen Minuten können Ihnen Missbilligung einbringen, wogegen größere Verspätungen ab 15 Minuten als wirklich unhöflich gewertet werden. Schließlich möchte niemand gern warten, und im Falle von Essenseinladungen wird gegebenenfalls sogar das Essen kalt. Häufige Unpünktlichkeit bei der Arbeit kann sogar zur Kündigung führen. Auf alle Fälle sollten Sie immer Bescheid sagen, wenn Sie sich verspäten, und zwar nicht nur im Arbeitsleben sondern auch bei einer Verabredung mit Freunden oder anderen privaten Anlässen. Bei großen Verspätungen von über 30 Minuten sollten Sie einen guten Grund vorzuweisen haben. Übrigens kann auch Überpünktlichkeit als unhöflich empfunden werden, wenn die Gastgeber beispielsweise noch dabei sind, das Essen vorzubereiten oder Ähnliches.

Ladies First

Auch wenn sich durch den aufkommenden Feminismus in den letzten Jahrzehnten viel an der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau geändert hat, gilt trotzdem immer noch im privaten Umfeld „Ladys First“. Die Etikette besagt, dass man als Mann die Frau zuerst begrüßt und sie zuerst ins Auto steigen lässt, etc. Es gilt ebenfalls als höflich, der Dame die Tür aufzuhalten und den Stuhl zurechtzurücken, auch wenn beides in der Praxis kaum noch Anwendung findet. Bei einem Restaurantbesuch betritt übrigens klassischerweise der Mann zuerst das Restaurant.

Begrüßung

Durch eine angemessene Begrüßung vermitteln Sie Respekt und Wertschätzung. Wichtig ist dabei, die entsprechende Person und Situation richtig einzuordnen: Zur Begrüßung die Hand zu schütteln ist beim erstmaligen Treffen üblich sowie bei offiziellen Treffen und Veranstaltungen wie Business-Meetings. Freunde und Familienmitglieder werden häufig umarmt, je nachdem wie nahe man ihnen steht. Bei Arbeitskollegen, die man jeden Tag sieht, ist normalerweise eine mündliche Begrüßung ausreichend. Im Berufsleben gilt zudem: „Bussi-Bussi im Business ist tabu“. Sehen Sie Personen mehrmals am Tag, können Sie nach der ersten Begrüßung bei jedem Wiedertreffen freundlich lächeln oder nicken. Beim Handschlag sollten Sie darauf achten, ihrem gegenüber in die Augen zu sehen, aufzustehen, die andere Hand nicht in Tasche zu stecken und die Hand des Anderen fest zu drücken, aber natürlich nicht zu zerquetschen. Bei einer mündlichen Begrüßung beginnt die rangniedrigere Person, beim Handschlag ist es umgekehrt. Wer den Raum betritt, muss ebenfalls die Begrüßung initiieren. Achten Sie auch darauf, mit dem gleichen Gruß zu antworten, der Ihnen entgegengebracht wurde.

Interesse zeigen

Erzählen Sie Anderen etwas, erwarten Sie, dass diese aufmerksam sind, und sich für Ihre Geschichte interessieren. Das Gleiche Interesse sollten Sie im Gegenzug auch entgegenbringen. Hören Sie zu und schenken Sie dem Sprecher Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, besonders wenn es sich um ein Gespräch unter vier Augen handelt. Es gilt als unhöflich, den Sprecher zu unterbrechen, willkürlich das Thema zu wechseln oder den Blick abschweifen lassen, denn dies suggeriert Ihr Desinteresse. Selbst bei langen Ausführungen, die Sie nicht interessieren, sollte der Erzählende nicht den Eindruck bekommen, Sie zu langweilen. Um aktiv Interesse zu zeigen, können Sie beim Zuhören gelegentlich nicken, Blickkontakt halten und ab und zu Fragen stellen, die zeigen, dass Sie zugehört haben. Es gibt allerdings Tricks, die ich Ihnen gerne in meinen Seminaren vermittele, wie Sie auf ein anderes Thema kommen.

Als Raucher Rücksicht nehmen

Rauchen sollten Sie nur, wo es auch erlaubt ist, denn viele Menschen empfinden es als unangenehm, Zigaretten-, Zigarren- oder Pfeifenrauch einatmen zu müssen. Halten Sie deshalb selbst in den erlaubten Zonen Abstand von anderen Leuten, und verzichten Sie in Anwesenheit von Nichtrauchern möglichst komplett darauf. Zumindest sollten Sie nachfragen, ob es jemanden stört. Auch der Geruch nach dem Rauchen kann für Ihre Mitmenschen unangenehm sein, daher sollten Sie als Raucher am Besten immer Kaugummis dabeihaben, um Ihren Atem frisch zu halten. Besonders auf Kinder, ältere Menschen und Schwangere muss Rücksicht genommen, und nicht in deren unmittelbarer Nähe geraucht werden. Auch beim Essen sollten Sie darauf verzichten, selbst wenn Sie draußen sitzen. Sie können sich gelegentlich zum Rauchen entschuldigen und dies draußen vor der Tür tun, jedoch sollte dies nicht zu häufig vorkommen und nicht mehr Zeit als nötig in Anspruch nehmen. Während des Essens den Tisch für eine Zigarette zu verlassen zeugt von wenig Disziplin.

Respektabstand

Wir sind es gewohnt, aus Respekt immer etwas Abstand zu unseren Mitmenschen zu halten. Wie nahe wir jemanden an uns heranlassen, hängt damit zusammen wie eng die emotionale zwischenmenschliche Bindung ist. Es gibt drei Distanzzonen, die zu jeder Zeit eingehalten werden sollten: Die intime Distanzzone beträgt nur 50 cm und gilt für Freunde, den Partner und Familienmitglieder. Kommt uns eine Person so nah, die wir nicht zu zuvor genannten zählen, empfinden wir Sie als unhöflich, oder sogar als Bedrohung. Persönliche Gespräche mit Personen, die uns bekannt sind, finden in der persönlichen Distanzzone statt, die einen Meter beträgt. Die dritte Zone ist die gesellschaftliche Distanzzone. Diese betrifft Menschen, die uns komplett unbekannt sind und zu denen keine Kontaktaufnahme erwünscht ist, und beträgt ein bis zwei Meter. Diese Distanzzone wird manchmal in engen Räumen wie beispielsweise in vollen Straßenbahnen unterschritten, wo wir eng an fremde Menschen gedrängt stehen müssen. Die meisten Menschen empfinden dies als unangenehm, daher sollte man darauf achten, die Distanzzonen nach Möglichkeit immer einzuhalten. Distanzzonen sind übrigens von Kultur zu Kultur unterschiedlich.

Störungen durch das Handy minimieren

Es wird heutzutage als normal betrachtet, das Smartphone immer und überall hin mitzunehmen. Im öffentlichen Bereich sollte allerdings dezent damit umgegangen werden, da Andere es als Desinteresse interpretieren könnten, wenn Sie sich viel mit Ihrem Handy beschäftigen, oder aber Sie empfinden das Klingeln oder Vibrieren Ihres Handys als störend. Befinden Sie sich am Arbeitsplatz, auf einer Veranstaltung wie einem Abendessen (sowohl bei Geschäftsessen als auch ein privates Abendessen mit Freunden) oder in einem Privatgespräch, sollte das Handy immer auf lautlos gestellt werden, um Störungen zu vermeiden. Handelt es sich um einen wichtigen Anruf, können Sie sich kurz entschuldigen und zum telefonieren den Raum verlassen. Aber auch hierbei ist es wichtig, nicht zu lange fernzubleiben.

Dies war ein grober Überblick aus dem kleinen Einmaleins der guten Umgangsformen. Wenn Sie mehr dazu erfahren wollen, melden Sie sich gerne zu einem Seminar an, überprüfen Sie Ihr Knigge-Wissen und bringen es auf den neuesten Stand!